RIMBAUD FABRIK / 3 »Anywhere out of the World«

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Das Dichten muß als menschliche Tätigkeit angesehen werden, als gesellschaftliche
Praxis mit aller Widersprüchlichkeit, Veränderlichkeit, als geschichtsbedingt und
geschichtemachend. Der Unterschied liegt zwischen ›widerspiegeln‹ und ›den
Spiegel vorhalten‹. 
Bertolt Brecht

 

(i)

überdrüssig der eingeschleusten Ideologen & Verschwörer
von Scheinheiligkeit und Sentiment auf facebook und
anderswo / abgestürzt in der heroischen Zeit ihrer Phrasen-Pamphlete,
dem Lorbeer eifersüchtig entworfener Fahndungsplakate,
sind sie bemüht die eigene revolutionäre Legende aufrecht zu halten /

:: so als seien sie an ein Seil gebunden für das es kein Messer gibt /

:: einsam und ausgestreckt zwischen den Enden einer hierarchischen
Ordnung der Dinge weiß man nicht, ob sie das Leben bloß nachahmen

ähnlich dem Peyotl-Ritus den Artaud im Jahr 1936 in der
Sierra Tarahumara beobachtet, bei dem niemand initiiert wird,
der nicht das Schwert des Häuptlings berührt /
das Wirken der Tutuguri-Priester kreist um die gebeutelte Seele
ohne jedoch die Grenzen des Ich überschreiten zu können /
niemand kann die Idiotie besitzen, deswegen die Waffen
strecken zu wollen

 

(ii)

als bestehe noch Ungewissheit über die existentiellen Probleme unseres
Larven-Daseins, über die mikropolitische Strategie eines kolonial-kapitalistischen
Regimes, das die Ausbeutung unseres Lebens und der allerletzten Ressourcen
im Eiltempo durchpeitscht, panisch bemüht die dabei enstehenden
Verwesungsgerüche zu überspielen / als gäbe es noch Fragen angesichts der
Ausmaße von Zerstörung, Ungleichheit und Ungerechtigkeit und den hierfür
Verantwortlichen / 
ist es unhöflich davon zu reden?

:: zum Teufel, sie hätten nicht die Macht wenn sie nicht die Mittel hätten bei diesen
Schweinereien gemeinsame Sache zu machen

:: die die in den Abgrund gesehen haben, die in Asylen, dunklen Kerkern,
Psychatrien und Polizeiwachen festgehalten, aus den Zentren des Kapitals entfernt
werden, damit die Allgemeinheit nicht mit ihren Wahrheiten in Berührung kommt /

:: während in einem Meer von Flammen und Rauch der irrsinnige Besitz
von 1 % der Menschheit (jene 1%, die mehr besitzen als 50 % des globalen
Vermögens) 
der Vernichtung anheimfällt / das sind die Leader der Akkulturation,
die wahren Faschisten, sagt Pasolini

 

(iii)

die in gewissen Kreisen der Rechten ultra-florierenden Übungen in Esoterik und
Okkultismus / denen eine urtümliche Beschränkung innewohnt, aus der heraus sie
die Auswüchse des  Kapitalismus kritisieren und ihre apportierten Ansichten in
Sachen Meinungsfreiheit vor einer Alt-Right Ausstellung* einfordern / der
grauenerregende Durchmarsch rechter Snobs in den Gängen einer Galerie in der
sich die ‘Internationale der Holocaustleugner‘ und Breivik-Unterstützer, ein opaker
Block von Revisionisten im Zustand der Epilepsie, gegenseitig die Stiefel lecken / sie
scheinen nun schon über zwei Jahrhunderte zu gleichen Zeit am gleichen Ort zu
leben /

nein, es gibt keinen Okkultismus, keine glänzende Magie, es gibt nur die, die in
ihrem Namen versuchen oder versucht haben ihre kleinen Gelüste zu stillen, die
gewisse Emotionen zu kanalisieren versuchen / die Gesichter eine ausgehobene
Gruft, ein sich wiederholender Fehlalarm in meinem Kopf, das Quietschen
gerissener Stimmbänder / die Sorte bürgerlicher oder pseudorevolutionärer
Frömmler und Puristen, die atmosphärische Störungen ihrer Existenzen, ein
Gefühl der Leere in den verbrannten Regionen ihres Unterbewußtseins ersticken
und betäuben müssen /

 

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* die Ausstellung 2017 in der Galerie LD50 neofaschistischer Werke

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